Interview mit Doris von Ca Na Tess zum Thema: Hundeernährung

Wie bist du zur bewussten Hundeernährung gekommen?

Ich bin auf gewachsen mit Hunden, die gekochtes Futter bekamen, denn im Osten gab es kein Trockenfutter. Meinen ersten Hund habe ich dann 1999 bekommen, denn ich ganz klassisch mit Futter aus dem Supermarkt gefüttert habe. Trotzdem habe ich aus Gewohnheit schon immer zusätzlich Fleisch als Futter dazu gekocht. Dann bin ich durch Bekannte auf hochwertiges Nassfutter gekommen. Nach meinem ersten Hund, der doch sehr alt geworden ist, bin ich auf Mallorca durch eine Hundetrainerin dann zum ersten Mal auf Rohfutter aufmerksam geworden. Da ging bei mir ein Licht auf und das hat in mir total gezündet. Ich wusste, dass ist das was es sein muss. Deshalb habe ich mich schnell darin vertieft, habe eine Ausbildung zur Ernährungsberaterung dazu gemacht. Ich habe wirklcih das Glück, dass ich darin jetzt meine Berufung gefunden habe für mein Leben, dabei bin ich eigentlich studierte Soziologin und komme aus einer ganz anderen Ecke. Und doch gibt es Verbindungen zu meiner jetzigen Berufung. Seit 8 Jahren mache ich Ca Na Tess jetzt hier auf Mallorca. Dann habe ich mich spezialisiert auf Malinoishunde und Mittelmeerkrankheiten. Heute gebe ich auch Seminare in Deutschland sowie Onlineseminare zu diesen Themen. Seit kurzem biete ich ebenfalls hier in Spanien mit einer Kollegin eine Ausbildung zum Ernährungsberater von Hund und Katzen auf Spanisch an, da es das hier fast nicht gibt. Das läuft seit einem halben Jahr und wir werden bald einen zweiten Kurs dazu nehmen, da es so gut angelaufen ist. 

Was macht Ca Na Tess?

Wir stellen Rohfleischartikel her und daraus erfolgen komplett fertige Menüs, also komplette Mahlzeiten oder Einzelkomponenten aus Fleisch. Alles was roh ist wird zu 90% selbst hergestellt, der Rest hinzugekauft, das ist aber alles frisch. Die einzelnen Zutaten werden vor Ort im Laden verarbeitet. Wir haben hier vorne die Verkaufstheke und hinten unseren Zubereitungsraum.


Wie werden die Menüs genau zusammengestellt?

Roh füttern geht darauf zurück das Beutetier nachzubauen. In der Natur reißt ein Hund ein Kaninchen oder ein Huhn. Es hat verschiedene Komponenten wie Fleisch, Innereien, Blut, Knochen, Faserstoffe, Mageninhalt, Darminhalt und das wird komplett vom Hund gefressen. Und wir versuchen mit unseren Menüs dies nachzubauen. Wir arbeiten bei der Verarbeitung nach Möglichkeit mit vollständigen Beutetieren also z.B. mit dem kompletten Kaninchen, nur ohne Fell. Wir arbeiten nur mit Fleisch was für den menschlichen Verzehr zugelassen ist. Ergänzungen gibt es in Form von Gemüse und Obst und Zusatzstoffe wie Fischöl, Samen oder Kokosflocken und Kräuter. Damit alle Bedürfnisse des Tieres abgedeckt sind. Denn Hunde suchen sich auch in der Natur Gräser und Kräuter, wenn es Ihnen nicht gut geht. Es darf dem Hund an nichts fehlen, denn nur so wird der Nährgehalt abgedeckt. Standardmenüs sind für einen normal gesunden Hund essbar. Diese kauft man gefroren, taut sie bei Zimmertemperatur mehrere Stunden vor der Fütterung auf und gibt sie dann dem Tier. Bei Krankheiten werden die Menüs individuell vom Besitzer zusammengestellt. Das Futter speziell nach Rasse zu kreieren, ist reines Marketing, denn jeder Hund stammt vom Wolf ab. Natürlich gibt es Besonderheiten bei Rassen, z. B. durch das Gebiss, die dann feineres oder gröberes Futter möchten. Doch unterscheidet sich das Menü für das Tier eigentlich nur von der Menge. Auch ein Welpe kann von Anfang an roh essen.




Was passiert, wenn ein Hund eine Allergie hat?

Das kann durch Zusatzstoffe im Fertigfutter kommen wie z.B. Trockenfutter, da darin viel chemisch behandelt wird. Denn Trockenfutter wird getrocknet, d.h. es wird mit sehr hoher Hitze behandelt. Viele Vitamine sind nicht hitzebeständig und gehen somit sie verloren. Danach wird unter hohem Druck alles gepresst, dabei geht wieder viel verloren. Sehr viel Geschmack geht bei der Prozedur ebenso verloren, somit werden Geschmacksstoffe hinzugefügt, sonst würde der Hund dies nie fressen. Meist sind das keine natürliche Stoffe sondern, chemische Farbstoffe, Geschmacksverstärker usw. und darauf kann der Hund aber auch eine Katze unverträglich reagieren. Bei Ca Na Tess wird nur mit frischen Produkten gearbeitet, dass zur Haltbarkeit eingefroren wird, dadurch gehen weniger Nährstoffe verloren und es ist natürlicher. Zusatzstoffe sind ebenfalls natürlich, wie eben Fischöl der für den Omega 3 Haushalt wichtig ist oder Algen für den Jodanteil. Es kann immer sein, dass ein Tier auf eine bestimmte Fleischsorte allergisch reagiert. Dann darf man natürlich ein spezielles Menü zusammenstellen. Auch bei Getreideanteilen kann das Tier allergisch reagieren. Das Trockenfutter ist sehr reich an Kohlehydraten, auch wenn es getreidefrei ist, da es klebt. Denn eigentlich funktioniert das Gluten des Getreides wie ein Kleber, was Trockenfutter klebrig macht und wenn Futter getreidefrei ist, werden eben andere „Klebstoffe“ verwendet, wie Erbsen, Süßkartoffeln oder Kartoffeln, welche Stärke enthalten, die wiederum den Klebstoff darstellt. Das normale Trockenfutter enthält 40-50% Kohlenhydrate, was der Hund nicht braucht, da er Fleischfresser ist. Sie brauchen stattdessen Faserstoffe und Ballaststoffe für eine gute Darmflora, aber keine Kohlenhydrate.


Das Verhältnis der Nahrungsaufnahme beim Menschen ist ähnlich wie beim Hund?

Der Mensch ist im Gegensatz zum Hund ein Omnivore, das heißt wir können theoretisch komplett vegetarisch oder vegan leben, das funktioniert bis zu einem bestimmten Punkt. Doch auch Veganer müssen Nahrungsergänzungsmittel dazu nehmen wie das essenzielle B12, da dies nur in tierischen Produkten enthalten ist. Bei Hunden ist es noch wichtiger, denn dazu kommt, dass Enzyme fehlen, um Kohlenhydrate zu verarbeiten, was gesundheitliche Probleme mit sich bringt. Wie etwa Bauchspeicheldrüsenentzündungen oder Nierenproblemen, durch den zusätzlichen Wasserentzug durch das Trockenfutter.


Was ist mit Leuten, die ihr Haustier vegan ernähren?

Das ist, wie wenn man Pferde plötzlich mit Fleisch ernähren würde. Es ist gegen die Natur, denn es müssen so viele chemische Zusatzstoffe für den Nährstoffbedarf hinzugefügt werden, dass dies auch nicht gesund sein kann. Natürlich gibt es Ausnahmefälle, die eine fast komplett vegetarische Ernährung brauchen, die sind sehr speziell, und doch kann diese Ernährung zu einer kürzeren Lebensdauer führen.




Bewirken Kauartikel etwas beim Hund?

Glücklich sein und beruhigend! Wenn der Mensch zum Beispiel Kaugummi kaut, dann beruhigt uns das auch unglaublich. Und fressen ist für Hunde ein Highlight am Tag. Durch die heutige Haltung haben sie sehr wenig Abwechslung und auch das Futter ist nicht ansprechend. Der emotionale Status eines Hundes wird immer mit dem Futter verbunden sein. Wenn ein Hund etwas frisst, was ihm gut tut, ist er immer glücklicher und emotional ausgeglichener als ein Hund, der nur frisst, weil er Hunger hat, aus Überlebenstrieb.




Warum ist ein guter Darm bzw. eine gesunde Darmflora so wichtig?

Der Darm ist eines der größten Organe im Körper des Hundes und neben der Verdauung übernimmt er wichtige Aufgaben. Ist das sensible Gleichgewicht gestört, kann er auch Ursprung vieler Probleme bzw. Krankheiten sein. Ein gesunder Darm und eine intakte Darmflora sind nicht nur für eine gute Verdauung wichtig, sondern sorgen dafür, dass der Hund fit und gesund bleibt. Ich kann das Wohlbefinden des Hundes durch die Nahrung beeinflussen. Deshalb spielt die Ernährung des Hundes hier eine entscheidende Rolle.

Denn 80% von unserem Immunsystem entsteht im Darm. Das heißt, wenn ich eine gute Darmflora habe, dann bin ich gesünder. Eine gute Darmflora entwickelt sich mit gutem Essen, mit qualitativ hochwertigem Essen und Nährstoffen, die leicht verdaulich sind und das Tier nicht belastet. Futter eben das keine Allergene oder chemische Stoffe hat. Der Mensch verändert sich gerade mit Bioprodukten und qualitativ hochwertigem Essen, beim Hund findet diese Veränderung aber noch nicht statt. Dabei es ist für sie genauso wichtig. Denn Hunde leiden mittlerweile an den gleichen Zivilisationskrankheiten wie wir Menschen: Krebs, Allergien, Diabetes, Übergewicht.




Nehmen diese Krankheiten zu?

Ja diese Krankheiten nehmen zu. Natürlich, weil die Ernährung sich nicht verändert hat. Trockenfutter gibt es seit 70-80 Jahren. Doch der Hund von der Oma, der immer die Essensreste bekommen hat, ist kerngesund 15-16 Jahre alt geworden, weil er irgendwann einfach eingeschlafen ist. Heutzutage haben wir Hunde mit 8 Jahren, die an Krebs erkranken. Ungefähr die Hälfte der Hunde ist übergewichtig, weil sie sich zu wenig bewegen und zu viel Zucker bekommen aufgrund der Kohlenhydrate im Futter. Viele bekommen auch Diabetes. Und eine Krankheit wie Diabetes lässt sich eben mit einer Futterumstellung von Trockenfutter auf Rohfutter, wie auch andere Krankheiten, besiegen.




Kommen die Hundehalter zu Ca Na Tess, wenn ihre Tiere ein gesundheitliches Problem haben?

Ja genau. Leider kommen die meisten erst, wenn das Tier ein Problem hat, zum Beispiel wenn der Hund nicht fressen will oder andere Symptome zeigt. Mit der Art der Ernährung gewährleisten wir, dass keine Verschlechterung des Gesundheitszustandes eintritt bzw. sogar eine Verbesserung. Vor allem bei Allergien kann man den Gesundheitszustand allein durch die Ernährung verbessern. Dabei verbessern sich auch die Haut, das Fell, der Geruch aber auch die Ausscheidungen werden kleiner.




Was kann ich bei Reisen machen, damit mein Hund unter der Ernährung nicht leidet?

Beim Reisen ist es besser Dosenfutter, statt Trockenfutter zu füttern, es kommt aber darauf an, ob der Hund dies verträgt. Denn das Dosenfutter ist aufgrund der Haltbarkeit gekochtes Futter. Ca Na Tess bietet hier auch Dosenfutter das quasi die rohe Version der Menüs als gekochte Version anbietet, natürlich auch ohne Kohlenhydrate. Es gibt auch Leute, die zwischen Trocken- und Rohfutter hin-und herwechseln. Solange es der Hund verträgt, ist das kein Problem. Schon einmal in der Woche roh füttern ist schon ein Vorteil.




Was gäbe es sonst noch für Ideen, dass Futter verträglicher zu machen?

Man kann das Trockenfutter mit frischer Knochenbrühe bereichern oder frisches Gemüse dazu geben, oder mal ein Joghurt, Kefir oder ein rohes Ei. Auch wenn die Basis Trockenfutter bleibt, kann ich das so anreichern, dass ich immer etwas Gutes für den Hund hinzufüge. Jedes Gramm frische Nahrung, die ich dem Essen des Hundes beimische, ist eine Verbesserung für mein Tier. Um die Fütterung für mein Haustier weiteraufzuwerten kann man daraus auch ein Spiel machen. Zum Beispiel, wenn man dem Tier ein ganzes rohes Ei gibt, muss das Tier selbst sehen, wie bekomme ich das auf. Auch Antischlingnäpfe nehmen der Fütterung die Schnelligkeit und machen daraus eine freudige Angelegenheit für das Tier, was dann wiederum das Futter besser verträgt. Denn Tiere müssten sich in der Natur das Futter auch erarbeiten z.B. durch die Jagd, doch als Haustier haben sie das nicht nötig. Wenn sie jetzt angeregt werden, wie sie an das Futter kommen, durch z.B. Suchen im Garten etc. dann werden sie auch geistig angeregt und essen sozusagen viel bewusster. Selbst wenn man das gleiche Futter beibehält, kann man die Nahrungsaufnahme als Erlebnis verbessern. Eigentlich wissen Tiere nämlich was ihnen gut tut und verweigern Futter was Ihnen schaden würde.




Ist füttern vor dem Spazierengehen oder danach besser?

Bei Trockenfutter ist es so, dass dies im Magen des Tieres aufweicht und sehr groß wird. Zusätzlich bekommt das Tier von dem Futter Durst. Außerdem bleibt diese Art von Futter lange im Magen liegen. Deshalb wird empfohlen, dass der Hund 1 bis 1,5 Stunden nach Fütterung Ruhe halten soll. Jedoch bei rohem Futter bekommen die Hunde einen solchen Energieschub, dass sie nach dem Essen 5 Minuten wie besessen durch die Gegend laufen. Sie fühlen sich also gut und sind super drauf. Das Risiko der Magendrehung ist auf jeden Fall bei der Rohfütterung geringer.

 
 




Sind Hunde natürlich veranlagt zu wissen wie viel sie essen?

Ja normalerweise fasten Hunde sogar, wenn es Ihnen nicht gut geht. Das erste Mittel bei Durchfällen ist Fasten, wie beim Menschen. Denn sonst kommt der Darm nie zur Ruhe. Bis auf wenige Rassen, wie den Labrador. Hunde suchen sich auch in der Natur Kräuter und ähnliches, wenn es ihnen nicht gut geht oder trinken nur Wasser. Also sollte der Mensch zurück zur Natur gebracht werden durch seinen Hund, nicht der Hund zum Menschen. Und hier kommt mein Anliegen ins Spiel. Die Leute dazu zu motivieren nachzudenken und zu sagen: ich ernähre mich hochwertig, aber meinen Hund nicht, dass muss ich ändern. Dabei kostet uns eine bessere Ernährung für das eigene Haustier vielleicht 5 min mehr, wenn man gut organisiert ist, wie beispielsweise durch unsere Menüs.


 


INFORMATION ZUM HUNDESHOP CAN NA TESS:

https://canatess.com/

Adresse:

Ca na Tess - Shop

Calle Joan d' Austria 43, 07300 Inca

+34 971536603

Lu - Vie 10 - 13 + 16 - 20 hr
Sa 10 - 14 hr

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